Weltbildungstag: Gemeinsam gegen Analphabetismus
„Once you learn to read, you will be forever free” - Frederick Douglass.
Am 08. September findet der Weltbildungstag statt. Von der UNESCO 1965 ins Leben gerufen wird er jedes Jahr unter einem anderen Motto begangen, um weltweit auf Analphabetismus und die Auswirkungen für die Betroffenen aufmerksam zu machen. Millionen junge Menschen und Erwachsene haben Defizite im Lesen und Schreiben, was besonders auf Bildungsungleichheiten zurückzuführen ist. Der Zugang zu Bildung ist das vierte der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030, welche 2015 von den vereinten Nationen verabschiedet wurde. Die Bekämpfung von Analphabetismus trägt zur Armutsprävention bei und ist wichtig für gesellschaftliche Teilhabe und Integration.
Was ist Analphabetismus?
Die zuletzt veröffentlichten Zahlen der UNESCO belegen, dass ca. 771 Millionen Menschen weltweit von Analphabetismus betroffen sind. Analphabetismus beschreibt das Fehlen von grundlegenden Lese- und Schreibkompetenzen. Menschen, die nicht über diese Fähigkeiten verfügen, werden als Analphabeten und Analphabetinnen bezeichnet.
Es gibt verschiedene Arten des Analphabetismus:
- Primärer Analphabetismus: Es sind keinerlei Lese- oder Schreibfähigkeiten vorhanden.
- Sekundärer Analphabetismus: In der Schule wurde Lesen und Schreiben gelernt, diese Kenntnisse sind nach der Schulzeit jedoch wieder in Vergessenheit geraten.
- Funktionaler Analphabetismus: Betrifft Menschen, deren Lese- und Schreibfähigkeiten nicht ausreichen, um den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Der Maßstab hierfür orientiert sich jedoch am gesellschaftlichen Umfeld und ist nicht international vergleichbar.
Analphabetismus als globales Problem
Die Zahlen der Analphabeten und Analphabetinnen weltweit sind in den letzten Jahren rückläufig, jedoch beherrschen sowohl viele junge Menschen als auch Erwachsene das Lesen und Schreiben nur in unzureichendem Ausmaß. Fast zwei Drittel der von Analphabetismus betroffenen Menschen sind Frauen. Die weltweit niedrigste Alphabetisierungsrate weist die Region der Subsahara auf (Stand 2016): Nur rund 65 Prozent der Menschen in dieser Region können Lesen und Schreiben. Die Ursachen für den Analphabetismus sind international nicht einheitlich, häufig spielt Armut eine bedeutende Rolle. Familien können in vielen Fällen keine finanziellen Mittel für Bildung aufbringen oder die Kinder müssen bereits in jungen Jahren zum Familieneinkommen beitragen. Auch Ängste, eine fehlende Förderung in der Familie oder eine schlechte Bildungspolitik sind Ursachen für Analphabetismus.
In Deutschland sind laut einer Studie der Universität Hamburg (2018) etwa 6,2 Millionen deutschsprechende Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren von funktionalem Analphabetismus betroffen. Sie können also nur einzelne Sätze lesen oder Schreiben, nicht aber zusammenhängende Texte erfassen. Etwa 62 Prozent dieser Menschen sind erwerbstätig. Anders als im weltweiten Durchschnitt sind die Mehrheit der in Deutschland von Analphabetismus betroffenen Menschen Männer, ihr Anteil beträgt rund 58 Prozent.
Analphabetismus bekämpfen und Alphabetisierungsräume gestalten
In diesem Jahr wird der Weltbildungstag weltweit unter dem Motto „Transforming Literacy Learning Spaces“ (Alphabetisierungsräume umgestalten) begangen. Es soll die Gelegenheit geboten werden, die grundlegende Bedeutung von Alphabetisierungsräumen für die Stärkung der Widerstandsfähigkeit und die Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen, gerechten und integrativen Bildung für alle zu überdenken. Bestehende Lernräume sollen umgestaltet werden und das Erlernen von Lese- und Schreibfähigkeiten unter dem Aspekt des lebenslangen Lernens ermöglicht werden, um langfristig gegen Analphabetismus vorzugehen.
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