Schulpflicht in Deutschland: Pro & Contra
Die Corona-Pandemie hat Kinder und Jugendliche gezwungen, abseits der Schulen zu Hause in ihren eigenen vier Wänden zu lernen. Idealerweise stellte das Homeschooling den Ersatz des Schulbesuchs dar, die Realität sah in vielen Familien jedoch anders aus. Die notwendigen technischen, zeitlichen und räumlichen Voraussetzungen waren nicht in jedem Haushalt gegeben und so bildeten sich während des Lockdowns erhebliche Defizite bei vielen Schülern und Schülerinnen. Trotz dieser Entwicklungen hat die Corona-Pandemie die Debatte um die Abschaffung der Schulpflicht neu entfacht.
Befürworter der Abschaffung argumentieren unter anderem, die Schulpflicht schließe die Bildungsfreiheit aus. Gegner sehen eher Handlungsbedarf in den Schulen als die Reform der Schulpflicht. Einen Punkt, den auch die Ergebnisse einer Umfrage von iconkids & youth im Jahr 2019 untermauern. Denn der Umfrage ist zu entnehmen, dass eine Mehrheit der Erst- bis Sechstklässler gerne zur Schule gehe. Das sei aber nicht auf den Unterricht selbst zurückzuführen, sondern vor allem auf die sozialen Kontakte innerhalb der Schule.
In diesem Beitrag stellen wir dir weitere Pro- und die Contra-Argumente der Schulpflicht gegenüber und geben dir außerdem Informationen darüber, ab wann die Schulpflicht in Deutschland greift.
Ab wann gilt die Schulpflicht in Deutschland?
Während den Eltern zur Kindergartenzeit noch freigestellt ist, ob und ich welchem Zeitraum sie einen Kindergarten für ihr Kind in Anspruch nehmen möchten, greift für ihre Kinder mit dem Beginn der Schulzeit eine Schulpflicht. Der Umfang der Schulpflicht in Deutschland ist klar definiert. Die Schulpflicht beginnt für jedes Kind ab dem Zeitpunkt der Einschulung. In den deutschen Bundesländern muss ein Kind grundsätzlich bis zum 6. Lebensjahr eingeschult werden. Bei Kann-Kindern, die vorzeitig eingeschult werden, wird die Schulpflicht entsprechend angepasst. Gleiches gilt für Kinder, die später eingeschult werden, da sie mit 6 noch nicht schulreif sind.
Was spricht gegen die Schulpflicht?
In Diskussionen rund um das Thema Schulpflicht kommen verschiedene Argumente zum Tragen, die gegen die Schulpflicht sprechen. Häufig genannt werden vor allem die Folgenden:
- Konzept Schule passt nicht zu jedem Kind: Bildung ist für jeden Menschen gleichermaßen ein Recht und soll Kindern und Jugendlichen zu mündigen, selbstständigen Mitgliedern der Gesellschaft machen. Bildung im Rahmen der Schule kann diese Anforderung nicht für jedes Kind gleichermaßen erfüllen. Häufig können sich Schüler:innen aufgrund der Umstände in Schulen nicht auf das Lernen konzentrieren. Wenn Kinder oder Jugendliche in der Schule z. B. unter sozialen Schwierigkeiten leiden, wird die Schulpflicht zum Schulzwang. Obwohl Kinder in solch einem Fall am erfolgreichen Lernen gehindert werden, untersagt die Schulpflicht das Fernbleiben vom Unterricht. Eltern und Kinder machen sich im Zweifelsfall strafbar. Deshalb sollte hier alternativ über einen Schulwechsel nachgedacht werden, um die sozialen Schwierigkeiten zu lösen.
- Sinnvolle alternative Bildungsmöglichkeiten: Ein Wegfall der Schulpflicht in Deutschland bedeutet nicht, dass Kinder und Jugendliche nicht lernen. Andere Bildungsangebote können eine Alternative zur herkömmlichen Präsenzschule darstellen. Eltern oder Hauslehrer:innen können unter Umständen beispielsweise zuhause unterrichten und dabei einen ebenso guten Job machen wie Lehrer:innen an Schulen, sofern sie motiviert, fachlich qualifiziert und pädagogisch fähig sind. Die Überwachung dieser Qualifikationen muss im Sinne der Fürsorgepflicht dennoch staatlich geregelt werden. Liegen ausreichende Qualifikationen der alternativen Lehrkraft vor, kann der Unterricht mehr auf die Lebensumstände und Bedürfnisse des Kindes angepasst werden als herkömmlicher Unterricht, der innerhalb der Schulpflicht vorgesehen ist.
- Sinnvolle Alternativen zum sozialen Austausch: Die Schule erfüllt jedoch nicht nur den Zweck des Kompetenz- und Wissenserwerbs, sondern ist auch Ort für soziale Interaktion und Austausch. Diesen für Kinder und Jugendliche auch beim Wegfall der Schulpflicht zu gewährleisten, ist für gut vernetzte Familien möglich. Auch im Rahmen von Hobbys können Kinder soziale Kontakte knüpfen. Gerade in Vereinen finden sich häufig viele Gleichaltrige mit ähnlichen Interessen. So kommt es schnell zu einem Austausch. Hier sollte stets beachtet werden, dass abwechslungsreiche soziale Interaktionen die Grundlage für ein gesundes soziales Selbstbewusstsein und der Entstehung einer Identität bilden.
- Kreativität kann nicht ausgedrückt werden: Innerhalb der verpflichtenden Schulzeit wird Schülern und Schülerinnen genau vorgegeben, was sie lernen sollen. Es bleiben kaum Möglichkeiten, die eigenen Interessen zu erkunden. Verschiedene, offenere Lernkonzepte können Kinder dabei unterstützen, sich zu entfalten und die eigenen Stärken zu entdecken. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.
Was spricht für die Schulpflicht?
Die Schulpflicht in Deutschland ist eine wichtige soziale Errungenschaft. Deshalb gibt es auch eine Vielzahl an Argumenten, die für das Beibehalten der Schulpflicht sprechen:
- Fehlende Lern-Ressourcen außerhalb der Schule: Obwohl Eltern in der Regel wissen, was gut für ihr Kind ist, hat sich während der Corona-Pandemie doch gezeigt: Nicht jedes schulpflichtige Kind verfügt außerhalb der Institution Schule über ausreichende und angemessene Lern-Ressourcen. Die Ungleichheit der Voraussetzungen ist enorm. Obwohl auch innerhalb der Schulen Unterschiede in Bezug auf Ausstattung und Co. zu verzeichnen sind, macht die Bedeutung von Homeschooling im eigentlichen Sinne deutlich: Homeschooling, also zu Hause von geschultem Lehrpersonal durchgeführter Unterricht, können sich nur diejenigen leisten, die ohnehin gute soziale und finanzielle Voraussetzungen haben. Fällt die Schulpflicht weg, sind Kinder und Jugendliche aus finanziell schwachen Familien wieder ein Stück weiter von Bildungsgerechtigkeit entfernt, sofern ihre Eltern sie nicht weiterhin zum Schulbesuch drängen.
- Fehlende Alltagsstrukturen: Der Wegfall der Schulpflicht gefährdet außerdem die zeitliche Freiheit, die Kinder und Jugendliche aufgrund fester Alltagsstrukturen haben. Ist Lernen und Schule dann nicht mehr an einen begrenzten zeitlichen Rahmen gebunden, kommen sportliche, soziale oder kreative Aktivitäten möglicherweise zu kurz.
- Gefahr geistiger Indoktrination: Ein starkes Argument gegen die Aufhebung der Schulpflicht ist auch die Gefahr von geistiger Indoktrination. Beschulung ausschließlich im Rahmen des Elternhauses ist ein perfekter Nährboden für Radikalisierung innerhalb familiärer Strukturen. Kinder und Jugendliche erfahren besonders in öffentlichen Schulen durch den Kontakt zu Gleichaltrigen gesellschaftliche Vielfalt und demokratische Umgangsformen. Die Pluralität der Gesellschaft hautnah zu erleben und in Zuge dessen zu lernen, dass Menschen unabhängig ihrer sozialen oder ethnischen Herkunft, Geschlecht, körperlichen und geistigen Gesundheit gleichgestellt sind, ist der beste Schutz gegen Rassismus, Populismus und Extremismus.
- Fehlende Trennung von Familienleben und Schule: Zudem ist für die Erhaltung der Schulpflicht insbesondere die Trennung von Familienleben und Schule zu nennen. Die Aufgabe von Eltern besteht nicht darin, die Rolle von Lehrpersonen einzunehmen und Kinder nach ihrer Lernleistung zu beurteilen. Zwar ist ihre Unterstützung im Schulalltag unerlässlich, jedoch müssen Eltern ihr Kind auch unabhängig vom Lernerfolg oder schulischen Interessen lieben und wertschätzen. Die Grundlage dafür ist, die Rolle von Erziehenden und Lehrenden durch die Schulpflicht zu trennen.
- Soziale Integration: Zuletzt ist zu sagen, dass der Schulalltag die soziale Integration noch weit mehr fördert, als es im privaten Familienleben möglich ist. In der Schule bzw. in einer Klasse finden sich Kinder verschiedener Kulturen mit verschiedenen Hintergründen zusammen. Das miteinander in Kontakt treten fördert die Entwicklung der sozialen Fähigkeiten. Außerdem trägt es zu einem stärkeren Verständnis von Vielfalt bei.
Unterstützung in der Schulpflicht
Auch nach dem Lockdown sollten Eltern ihre Kinder im Schulalltag unterstützen und gelegentlich bei Hausaufgaben oder Recherchen helfen. Wenn Kinder in der Schule nicht mehr richtig mitkommen und sich Defizite im Lernstoff bilden, können Eltern jedoch an ihre Grenzen kommen. Einzelnachhilfe ist in vielen Fällen förderlich, um den Lernerfolg und die Lernmotivation wieder zu erhöhen.
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